Landschaftspflegeverband lud zu Mitgliederversammlung im Landratsamt
Das Bewusstsein in der Bevölkerung für Naturschutz wächst und die Aufgaben werden immer mehr: Dieses positive Fazit konnten die Verantwortlichen des Landschaftspflegeverbandes Landshut (LPV) bei der Mitgliederversammlung im Landratsamt ziehen. Dennoch ist der Blick in die Zukunft getrübt: Denn aufgrund der allgemein angespannten Haushaltslage im Bereich des Umweltressorts sind die Prognosen schwierig.
Der 1. Vorsitzende des LPV, Landrat Peter Dreier, und Landshuts Oberbürgermeister und stellvertretender Vorsitzender Alexander Putz sprachen in ihren Grußworten von einem „wahren Erfolgsmodell“ – gerade die Freiwilligkeit, die Partizipationsmöglichkeiten und der hohe Gemeinschaftssinn, mit dem der LPV arbeitet, machen ihn so erfolgreich. „Damit haben wir einen Schulterschluss zwischen der Öffentlichen Hand, der Landwirtschaft und den Belangen des Naturschutzes geschafft.“
Wie LPV-Geschäftsführer Tobias Lermer in seinem Bericht darlegt, ist die Nachfrage für die Leistungen des Landschaftspflegeverbands weiter hoch: Er ging gleich zu Beginn auf ein langjähriges Erfolgsprojekt, die „Oxen in der Ochsenau“ ein. Das Beweidungsprojekt auf dem Gebiet der Stadt Landshut wurde bereits 2018 ins Leben gerufen und umfasst Zaunbau und Unterstand, die Betreuung der Tiere und wissenschaftliche Untersuchungen verschiedener Tiergruppen und Pflanzengesellschaften in der Ochsenau. Durch die Haltung der Ochsen auf diesen wertvollen Naturschutzflächen können sich nicht nur Besucher an diesen eindrucksvollen Tieren erfreuen – auch wurden in der Ochsenweide viele seltene Laufkäfer, Zikaden, Wildbienen, Dungkäfer, Tagfalter und Reptilien kartiert. „Hinzu kamen Kartierungen der Pflanzengesellschaften und wie sich diese durch die Beweidung veränderten, nur so lässt sich die eindrucksvolle Artenvielfalt in diesem Gebiet erfassen und darstellen“, so Lermer. Deshalb arbeitet der LPV daran, das Beweidungskonzept auf das gesamte Naturschutzgebiet auszuweiten.
Doch nicht nur zu Land, auch in den vielen Gewässern der Region Landshut ist der Landschaftspflegeverband aktiv. Mithilfe umfangreicher Laichplatzsanierungen sollen die Fischarten Nase und Barbe unterstützt werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Kreisfischereiverein Vilsbiburg und der Flussmeisterstelle Landshut sind so an der Großen Vils die Voraussetzungen für ein vereinseigenes Nachzuchtprogramm der Fischer geschaffen worden – unter anderem am Mühlschuss der Firma Balk, am Flugplatz Vilsbiburg sowie in Aham und Wendldorf.
Weiterhin ging Lermer auf die Vorkommen und Unterstützung verschiedener Amphibienarten in Stadt und Landkreis Landshut ein. Es gibt zwar noch vereinzelte Vorkommen von Laubfrosch, Feuersalamander, Kreuzkröte, Wechselkröte, Gelbbauchunke und Kammmolch: diese Arten benötigen aber unbedingt Unterstützung, um die bestehende Population zu sichern und langfristig neue Nachkommen zu etablieren. Bei einer Maßnahmensumme von 40 000 Euro konnten für diesen Zweck verschiedene Laichgewässer angelegt werden, unter anderem in Schalkham, Hargarding, Dornau, Artlkofen und Bayerbach.
Stolz zeige sich Lermer über die Entwicklung der Pachtfläche der Wörnstorfer Streuobstwiesen. Hier konnte das Vertragsnaturschutzprogramm für eine naturschutzfachliche Mahd und den Erhalt der Obstbäume abgeschlossen werden. Das gereifte Obst wird zum Teil über die Lebensgemeinschaft Höhenberg und für den „Wörnstorfer Apfelbrand“ verwertet. „Ab 1. Oktober sind die Flächen dann für die Allgemeinheit freigegeben, um Obst zu sammeln“, kündigte der LPV-Geschäftsführer an.
Nach wie vor eines der größten Erfolgsprojekte ist „Landshut blüht“: 2024 wurden 472 Obstbäume gepflanzt und über fünf Hektar Blumenwiesen angelegt. Die Maßnahmen werden auf kommunalen, aber auch privat angebotenen Flächen im Außenbereich umgesetzt, verteilt über Stadt und Landkreis Landshut. Seit Projektbeginn im Jahr 2016 sind auf diesem Weg insgesamt 80 Hektar Blumenwiesen entstanden, über 2.200 hochstämmige Obstbäume wurden gepflanzt. „Die Aufwertung des Landschaftsbildes ist wirklich deutlich erkennbar“, erklärt Lermer. Das Prinzip ist einfach: Von privater Seite, Vereinen, Verbänden oder der öffentlichen Hand werden Flächen zur Verfügung gestellt, die vom Landschaftspflegeverband im Sinne der Biodiversität angelegt werden – beispielsweise mit Blühflächen und Obstbäumen, die eine Nahrungsquelle und Rückzugsort für viele verschiedene Insekten und andere Tierarten bieten.
Für den Flächeninhaber entstehen keine Kosten, da die Anlage vom LPV finanziert und organisiert wird. Die Pflege kann anschließend z. B. von Landwirten, die auf den Flächen das Vertragsnaturschutzprogramm abschließen, durchgeführt werden. Ein Kreislauf, von denen alle Beteiligten profitieren. Die Pflegemahd auf naturschutzfachlich besonders wertvollen Flächen wird in Zusammenarbeit mit dem Maschinenring und örtlichen Landwirten durchgeführt und wie die meisten anderen Maßnahmen mit Fördergeldern von der Regierung von Niederbayern und Geldern des Landschaftspflegeverbandes finanziert. Hinzu kommt die Ausgabe von Saatgut an Privatleute oder Vereine in den LPV-Mitgliedsgemeinden. Diese Mischung besteht aus verschiedenen Wild- und Kulturarten und wird ebenfalls sehr gut nachgefragt. Bislang konnten so fast 16.000 Quadratmeter als „Bienenweide“ aufgewertet werden.
Über erstmals sechsstellige Einnahmen aus dem wirtschaftlichen Bereich des LPV berichtete der stellvertretende Geschäftsführer Helmut Naneder. „Neben der bewährten Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Landshut und der Autobahn GmbH konnten 2024, vor allem im Rahmen einer neuen Zusammenarbeit mit TenneT zur neuen Stromtrasse Südostlink zusätzliche Einnahmen aus Ausgleichsflächenpflege im Mettenbacher-Grießenbacher Moos erzielt werden. Das stärkt den Verband, gerade in Zeiten rückläufiger Fördermittel“, so Naneder.
In der Tat ist das größte zusammenhängende Projektgebiet des Landschaftspflegeverbandes nach wie vor das Mettenbacher-Grießenbacher Moos im Isartal. Hier ist neben dem Niedermoorerhalt der Wiesenbrüterschutz von zentraler Bedeutung. „Der Landkreis Landshut hat hier mit seinen Beschlussgremien bereits vor Jahrzehnten sehr vorausschauend gehandelt und bis heute rund 180 Hektar des besonders wertvollen Gebietes für Moor- und Artenschutz gesichert“, so Naneder.
In dem ausgedehnten Areal nördlich der A92 zwischen Essenbach und Wörth geht es um die niedermoortypische Flächenentwicklung, welche wiederum dem Wiesenbrüterschutz dient. „Entscheidend für den Fortbestand von Großem Brachvogel und Kiebitz ist der Bruterfolg“, so Naneder. Diesen vom Aussterben bedrohten bzw. stark gefährdeten Arten wird als Bodenbrüter leider der Fuchs und andere Fressfeinde oft zum Verhängnis für das Gelege. Deshalb wurde 2024 erstmals ein modifizierter Schutzzaun installiert: eine elektrische gesicherte Kombination aus Geflügel- und Krötenzaun.
Dem für den LPV tätigen Gebietsbetreuer Manfred Röslmaier, gelang die Organisation einer Gemeinschaftsaktion auf dem Puslhof in Mettenbach, bei der - mit den vereinten Kräften von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern des Landesbundes für Vogelschutz und des Bund Naturschutz - in mühevoller Handarbeit ein Kunststoffgeflecht auf der Innenseite des Elektrozauns als Vorarbeit angebracht wurde. Diese Kombination verhindert ein „Ausbrechen“ der Küken aus der schützenden Zäunung, welche dann, im Projektgebiet fertig aufgestellt, ein beachtliches Ausmaß von ca. 20 Hektar hat. „Das Wirkungsprinzip des modifizierten Zaunes beschreibt Naneder so: „niemand der relevanten Bodenfressfeinde kommt rein, kein Jungvogel kommt in ungeschützte Areale bis zum Flüggewerden raus“.
Die ungewöhnliche Maßnahme, die in anderen Wiesenbrütergebieten bereits erfolgreich erprobt wurde, hatte schon im ersten Jahr einen geradezu durchschlagenden Erfolg: Sieben flügge Jungvögel konnten sich aus drei geschützten Gelegen entwickeln, dagegen nur ein Jungvogel aus dem restlichem Gebiet mit 15 Brachvogel-Brutpaaren insgesamt. Dies ist laut LPV das beste Ergebnis seit mehr als 20 Jahren. Diese Zaunkombination ist ein Erfolgsmodell, denn es schützt zeitgleich auch Kiebitz, Feldlerche und andere seltene Bodenbrüter. Deshalb wollen wir diese Maßnahme auf weitere Bereiche des Gebiets ausdehnen, nach der Brutzeit aber rasch wieder abbauen“, so Naneder.
So erfreulich der Erfolg der verschiedenen Projekte und die Bereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger ist, kleine Flächen für Biotope, Blühwiesen und Baumpflanzungen zur Verfügung zu stellen: Naturschutz kostet Geld. Deshalb ist der Landschaftspflegeverband abhängig von der Bereitstellung von entsprechenden Fördermitteln. Da diese für 2025 deutlich eingeschränkt wurden, mussten viele Anfragen bereits auf das Jahr 2026 verschoben werden. „Dann ist es uns wahrscheinlich wieder möglich, viele neue Projekte umzusetzen“, zeigte sich LPV-Geschäftsführer Lermer zuversichtlich.
Zum Abschluss bedankte sich Lermer herzlich bei der LPV-Vorstandschaft und den Mitgliedern für das große Vertrauen, dass ihm und seinen Mitarbeitern entgegengebracht wird: „Mit diesem großem Rückhalt können wir unsere Projektideen angehen und tatkräftig umsetzen – hin zu einer blühenden und artenreichen Region Landshut.“