7 000 Jahre altes Urgetreide bei Grabungen entdeckt
Der Landkreis Landshut erweitert aktuell seine Reststoffdeponie in Spitzlberg (Markt Ergolding) – dabei sind die Kreisarchäologen bei ihren Vorarbeiten auf außergewöhnliche Funde gestoßen, die nun analysiert worden sind.
Auf der rund drei Hektar großen Fläche ist ein gut erhaltenes Dorf der mittleren Jungsteinzeit (4 900 - 4 500 v. Chr.) und eine Siedlung der Latènezeit (450-15 v. Chr.) aufgefunden und untersucht worden. Im Bereich eines steinzeitlichen Hauses stießen die Archäologen des Landkreises, neben allerlei Keramikgefäßen und Steingeräten, auch auf die Überreste eines Missgeschicks, das uns einen seltenen Einblick in die Ernährung zur damaligen Zeit ermöglicht: Ein verstürzter Ofen, in dessen Inneren mehr als fünf Kilogramm verkohltes Getreide lagen. Wie die Untersuchung durch ein Spezial-Labor in Vilnius (Litauen) ergab, sind die Getreidekörner fast 7.000 Jahre alt.
Bereits der Fund an sich stellt einen Glücksfall dar, da sich organische Funde wie Getreidekörner aus dieser fernen Vergangenheit nur sehr selten erhalten. Um zu erfahren, aus welchem Getreide die steinzeitlichen Bewohner des Landkreises Landshut ihr täglich Brot anfertigten, wurde eine Probe des Getreidefundes zur botanischen Analyse an ein Speziallabor übergeben – mit überraschendem Ergebnis: Nur bei zehn Prozent des gefundenen des Getreides handelt es sich um Einkorn, das neben Emmer eine der am längsten verwendeten Getreidearten in Mitteleuropa ist.
Die überwiegende Mehrheit der Körner aber stammt nach den bisherigen Ergebnissen von einer heute nicht mehr existierenden Weizenart, die wohl während der Bronzezeit im Dunkel der Geschichte verschwunden ist. Sie ist bislang nur in einer Hand voll archäologischer Fundstellen aufgetaucht und wird als New Glume Wheat bezeichnet.
Bei dem Getreide in Spitzlberg handelt es sich um einen speisefertig verlesenen Vorrat dieses heute unbekannten Weizens. Vermutlich war er von den Bewohnern des Hauses dazu vorgesehen, in dem Ofen gedarrt zu werden. Das Darren diente der Verbesserung der Lagerungsfähigkeit. Vielleicht sollte der Vorrat den jungsteinzeitlichen Menschen als Nahrungsreserve für den Winter dienen. Aus irgendeinem Grund misslang das Darren: die Temperatur war zu hoch, die Getreidekörner verkohlten und der Ofen wurde durch die große Hitze zerstört.
Welche Auswirkungen dieses Ereignis für die Bewohner des Hauses damals auch gehabt haben wird, für uns bedeutet dieses steinzeitliche Missgeschick einen Glücksfall. Es ermöglicht einen seltenen Einblick in die Ernährung unserer Vorfahren – wenn auch die Frage, wie Brot aus diesem Getreide geschmeckt haben könnte, unbeantwortet bleiben wird.
(Carina Weinzierl, Pressesprecherin Landkreis Landshut)