Heimatpflegertreffen in Ergoldsbach

06. Mai 2022 : Stolz auf die Leistungen der Vorfahren, Heimatliebe und  das Bewusstsein einer tiefen Verpflichtung, das Wissen um die Prägung der heutigen Welt durch das Erbe der Geschichte lebendig an künftige Generationen zu vermitteln: All das sprach aus den Worten von 1. Bürgermeister Ludwig Robold und Ludwig Kunert, dem Vorsitzenden des Museumsvereins, mit denen sie über 30 Heimatpflegern unter Leitung von Kreisheimatpflegerin Monika Weigl das Goldbach-Museumsprojekt vorstellten.

Bürgermeister Robold hieß die Gäste aus allen Teilen des Landkreises zunächst im Rathaus willkommen, in dessen Keller ein Schatz an Exponaten für das neue Goldbach-Museum liegt: Helmut Siegl, Ehrenbürger der Marktgemeinde, hat sie als Heimat- und Archivpfleger (seit 1975) gesammelt und präsentiert und stellt sie seither mit anschaulichen Schilderungen Schulklassen sowie Interessierten jedes anderen Alters vor.

Dies alles und bedeutende archäologische Funde der letzten Jahre wie das Dreifachgrab bajuwarischer Krieger werden künftig (die Eröffnung ist für 2024 geplant) im Goldbach-Museum gezeigt: Dafür baut die Marktgemeinde das ihr gehörende „Stigler-Anwesen“ für 2,4 Millionen Euro um.

Geschichte vermitteln: Zentraler Bildungsauftrag

Die Geschichte der Heimat zu vermitteln, die Grundlagen aufzuzeigen, auf denen die Gegenwart einer blühenden Marktgemeinde aufbaut – das ist nach den Worten von Bürgermeister Robold ein zentraler Bildungsauftrag, dem man in Ergoldsbach gerecht werden wolle, und eine Investition in die Zukunft, genauso wie man selbstverständliche Pflichtaufgaben der Daseinsvorsorge wie Straßen- oder Kanalbau erfülle.

Robold hat einen Kreis hoch engagierter Bürger als Verbündete, die sich des Museumsprojekts angenommen haben, Heimatfreunde aus unterschiedlichsten Berufen, wie Handwerker, Banker, pensionierter Richter. Vereinsvorsitzender Kunert brachte es auf einen schlichten, wahrhaftigen Nenner: Man müsse es halt wollen, dürfe nicht dagegen argumentieren; man müsse mit den richtigen Leuten reden, die Unterstützung von Bürgermeister und Kommune haben, und anpacken – dann gelinge so ein Projekt.

Vom Ur-Elefanten bis zum Filmprojektor

Bei der Führung durch die acht Kellerräume des Rathauses mit der Sammlung Helmut Siegls kamen viele ins Staunen. Es sind mehrere tausend Exponate aus vielen Jahrtausenden. Sie umfassen den ältesten Fund aus Ergoldsbach, den etliche Millionen Jahre alten Unterkiefer eines Vorfahren der heutigen Elefanten (gefunden beim Kiesabbau), genauso wie Relikte aus der Jungsteinzeit (5300 bis 2200 vor Christus).

Dazu kommen Faksimiles wichtiger Urkunden der Ortsgeschichte (älteste Erwähnung: 822 nach Christus), eine Fülle von Gegenständen des Alltags- und des religiösen Lebens, vom Bierglas früherer Orts-Brauereien über Gerätschaften von Landwirten, Kinderspielzeug und Feuerwehr-Helme, Trachten, die Vertriebene an Schlesien und das Sudentenland erinnerten, bis hin zu Film-Abspielgeräten, die ältere Semester noch aus der Schulzeit kennen. Es ist ein Kaleidoskop der Zeitläufe, des Alltags und der Schicksale der Menschen, denen Ergoldsbach Heimat war.  

Museen: Erlebnis für Besucher jeden Alters

Seit 18 Jahren organisiert Monika Weigl, Kreisheimatpflegerin für Archäologie, solche Treffen ehrenamtlich engagierter Geschichtsfreunde, erklärte sie bei der anschließenden Vortragsrunde im Saal des Ergoldsbacher Kindergartens. Hier stieß auch stellvertretender Landrat Sebastian Hutzenthaler zu der Gruppe, der Weigl für ihr langjähriges Engagement dankte und sich begeistert über die große Resonanz äußerte, die das Treffen gefunden hat.

Die Kulturwissenschaftlerin Julia Maier (Landratsamt), der übers Internet zugeschaltete Archäologe Dr. Robert Graf und der Wissenschaftsjournalist Elmar Stöttner, Pressereferent des Landkreises, hielten dort kurze Vorträge.

Julia Maier, Mitarbeiterin in der Wirtschaftsförderung, legte dar, dass sie mit Rat, Tat und Fachwissen bei Museumsgründungen wie in Ergoldsbach (und jüngst in Bruckberg) mithilft und am Aufbau eines Rad- und Wanderwege-Netzes arbeitet, das im Landkreis Landshut Museen und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet. Diese „Time-Trails“ (Pfade durch die Zeit) sollen Einheimischen wie Touristen Wege weisen, die Geschichte der Region Landshut zu erkunden, zu erwandern und buchstäblich zu erfahren.

Dr. Robert Graf, international vernetzter Archäologe, schilderte, wie er regelmäßig in Südkorea an Treffen von Museumsfachleuten aus aller Welt teilnimmt: Die Experten tauschen Erfahrungen aus, wie man Museumsbesuche zu einem Erlebnis für Menschen aller Generationen macht und Attraktivität mit wissenschaftlichen Ansprüchen vereint. Auf dem Gebiet Museumspädagogik verfüge Monika Weigl über eine Kompetenz, die in Süddeutschland ihresgleichen suche, sagte Graf: Gut 40000 Kinder hätten über die Jahre an ihren Archäologie-Programmen teilgenommen.

Elmar Stöttner verdeutlichte, dass die Welt von heute, im Guten wie im Bösen, zutiefst von der Vergangenheit geprägt ist, von dem, was Menschen getan und unterlassen haben. In der Ukraine-Krise könne man das in Echtzeit miterleben, wobei er bei einem pointierten Überblick über die archäologische Erforschung Niederbayerns auf die vielen Einflüsse aus der Ukraine und dem europäisch-asiatischen Steppengürtel hinwies: So sind etwa in der Jungsteinzeit die Träger jener indoeuropäischen Sprachen von dort eingewandert, die heute (fast) überall in Europa gesprochen werden.

Bild: Stellvertretender Landrat Sebastian Hutzenthaler und 1. Bürgermeister Ludwig Robold freuten sich mit Monika Weigl (von rechts) über das große Interesse am Goldbach-Museumsprojekt.

(Landshuter Zeitung - Autor Elmar Stöttner)