Lokale Aktionsgruppe Passauer Land begeistert von den LEADER-Leuchtturmprojekten im Landkreis Landshut

03. November 2022 : Was kann man tun, um die Nitratbelastung im Grundwasser zu senken? Wie kann Klettern ohne Seil gut für die Gesundheit sein? Wie kann sich eine Kommune für die Energiewende engagieren? Und was lässt sich mit einem leerstehenden Klosterareal Sinnvolles anstellen? Das haben 20 interessierte Frauen und Männer aus dem Landkreis Passau bei einer Exkursion der LEADER-Aktionsgruppe (LAG) Passauer Land in den Landkreis Landshut erfahren.

„Eine rundum gelungene Veranstaltung zu außergewöhnlich interessanten Projekten“, fasste LAG-Vorsitzende Anni Regner, ihre Eindrücke von dem ganztägigen Bildungsausflug zusammen. Organisiert wurde er von Dr. Ursula Diepolder, der umtriebigen Passauer LAG-Managerin, und ihrer ebenso motivierten Kollegin Karoline Bartha von der LAG im Landkreis Landshut. Diese stellte den Gästen begeistert die EU-geförderten Leuchtturmprojekte ihrer Region vor.

Rege Diskussion um nitratbelastetes Grundwasser

Erste Station war die innovativ gestaltete Ausstellung im Wissenszentrum WasserWertSchätzen des Wasserzweckverbands Rottenburger Gruppe. Der Zweckverband mit Hauptsitz in Rottenburg a.d.L. stellt für 16 Kommunen in den Landkreisen Landshut, Kehlheim und Regensburg die Trinkwasserversorgung sicher. Die kurzweiligen Erläuterungen durch Mitarbeiter Sven Bittenbinder entfachten unter den LAG-Mitgliedern eine teils emotionale Diskussion. Hoch her ging es zwischen Landwirten und Bund Naturschutz-Vertretern, als es um die hohe Nitrat-Belastung des Grundwassers ging – und um die Frage, wer als Verschmutzer den größten Anteil daran habe. Einig war man sich darin, dass sich alle Menschen gleichermaßen um den Schutz des lebensnotwendigen Trinkwassers bemühen müssen – durch nachhaltige Bodenbearbeitung, sparsame Nutzung des kostbaren Trinkwassers und bewusstes Einkaufen.

 

Klettern ohne Seil ist gut für die Gesundheit

Als nächstes machte die Gruppe Station bei der neu eröffneten Boulderhalle im Markt Ergolding. Bouldern, das bodennahe Klettern ohne Seil, wird gerade immer beliebter. Dem wollten die Projektinitiatoren der PEAK 7 GmbH Rechnung tragen. In einer ehemaligen Industriehalle nahe mehrerer Schulen und Freizeiteinrichtungen fanden sie den perfekten Standort. Mit Begeisterung führte PEAK 7-Geschäftsführerin Steffi Hanusch durch die Halle. Einige Teilnehmer ließen es sich nicht nehmen, ihre Kraft, Koordination und Geschicklichkeit an den niedrigen Wänden zu testen. Weit konnten sie nicht fallen, dafür um so weicher, denn: Die Flächen unter den Wänden sind mit dicken Matten ausgelegt. Die Boulderhalle sei ein bewegungsförderndes Schlechtwetter-Angebot für die ganze Familie und stärke das Profil der „GesundheitsregionPlus Landshut“, betonte LAG-Managerin Karoline Bartha.

 

Ein Paradebeispiel für nachhaltige Energieerzeugung und Ortsentwicklung

Danach ging es zu einem „niederbayerischen Erfolgsmodell für mutige und weitsichtige Kommunalentwicklung“, wie Ursula Diepolder, Managerin der LAG Passauer Land, im Vorfeld angekündigt hatte. Ziel war die Gemeinde Furth bei Landshut. 1. Bürgermeister Andreas Horsche erläuterte die mit viel Herzblut vorangetriebene städtebauliche Entwicklung rund um das zentrumsnahe Klosterareal in Furth. Schon sein Amtsvorgänger habe die Kommune innovativ in Richtung Energie-Autarkie entwickelt und zur Abwicklung der kommunal installierten PV-Anlagen das Further Kommunalunternehmen für erneuerbare Energien (FuKeE) gegründet, erklärte Bürgermeister Horsche. Er und die aktuellen Gemeinderäte treiben nun seit 2014 die Entwicklung des Klosterareals voran. 2011 hatten die Maristen, ein katholischer Schulbrüderorden, den ehemaligen Klostergarten aufgegeben, 2015 das gesamte Kloster an das Further Kommunalunternehmen für erneuerbare Energien verkauft.

 

Ein modernes Haus für eine alte Tradition

Das FuKeE baute Teile des Klosters zu einem Seminar- und Schulungszentrum um. Außerdem realisierte die Gemeinde Furth mit LEADER-Mitteln einen öffentlich und barrierefrei zugänglichen Schaukräutergarten. Damit wurde zugleich der Grundstein für ein weiteres LEADER-Projekt gelegt – die „Schaubrauerei Furth“, die seit 2020 die Klostertradition des Bierbrauens wieder aufleben lässt. Weil ein bayerisches Wirtshaus im Ortskern fehlte und Tagungsgäste die Abende gerne gemütlich ausklingen lassen, errichtete das FuKeE ein modernes Gebäude in Holzbauweise. Hier sind nun die barrierefreie Schaubrauerei mit dem Wirtshaus Klosterstüberl sowie die Klosterdestillation St. Josef untergebracht. In diesem Jahr holte die Klosterbrauerei Furth mit ihrem gebrauten Naturtrüb Dunkel beim European Beer Star-Contest „Gold“ – bei 2.168 beurteilten Bieren aus 40 Ländern ein riesiger Erfolg.

 

Kirche wird zum Bürgersaal

Bürgermeister Horsche zeigte den Exkursionsteilnehmern weiterhin auf, wie die Gemeinde Furth das Klosterareal im Ortskern mit Wohnbebauung weiterentwickelt. Die ehemalige Klosterkirche soll künftig einen großen Bürgersaal beherbergen – die Umbauarbeiten laufen. Zum Abschluss der facettenreichen Exkursion ließen sich die Teilnehmer im Klosterstüberl ein „Dunkel naturtrüb“ aus der Schaubrauerei schmecken. LAG-Vorsitzende Anni Regner dankte den beiden LAG-Geschäftsführerinnen, Karoline Bartha (Landshut) und Dr. Ursula Diepolder (Passau) für die hervorragende Organisation. „Wir freuen uns darauf, die Mitglieder der LAG Landkreis Landshut im Jahr 2023 bei uns im Landkreis Passau begrüßen zu dürfen“, erklärte Anni Regner. 

Text und Fotos: Ursula Diepolder