LEADER-Projekte: Mit EU-Förderung Vielfaches an Investitionen auf den Weg bringen

11. Mai 2022 : Es war ein wenig wie ein Stelldichein von sehr unterschiedlichen Kronzeugen dafür, dass die LEADER-Fördermittel aus Brüssel einen enormen Anschub für verschiedenste Projekte geben: Ergoldsbach Bürgermeister Ludwig Robold schwärmte ebenso wie Hans Weinzierl, Vorsitzender des Wasserzweckverbands Rottenburg, und Tanja Weinberger, Geschäftsführerin der Verwaltungsgemeinschaft Furth, vom Wert der EU-Mittel bei der Verwirklichung von Vorhaben im Landkreis Landshut.

Sie wissen, wovon sie reden: Ihre Gemeinden und Institutionen haben beste Erfahrungen mit LEADER gemacht, wie sie jeweils vor Ort bei einer Bus-Rundfahrt durch den nördlichen Landkreis bestätigten. Die Leitung der Fahrt hatten die LEADER-Managerin, Karoline Bartha, Eva Brunner (Büro für Tourismus am Landratsamt) und Prof. Dr. Christoph Skornia inne, der 2. Vorsitzende des hiesigen LEADER-Vereins („Lokale Aktionsgruppe“, LAG).

Man nehme 2,5 Millionen Euro Fördermittel der Europäischen Union und bringe damit Investitionen im Wert von mehr als 6,5 Millionen Euro ins Rollen: Auf diesen Nenner lässt sich die bisherige Erfolgsgeschichte des Förderprogramm LEADER im Landkreis bringen im Zeitraum 2015 bis jetzt, Frühjahr 2022.

Rührige EU-Bürger, verbunden in einem Verein

Bewegungsparcours, eine Jugend-Begegnungsstätte, ein Gemeinde-Zentrum, Radwege durchs Land, ein Skater-Park, ein Trinkwasser-Informationszentrum, eine wiederbelebte Kloster-Brauerei, Kneipp-Anlagen, eine Sternwarte, eine Schau-Bäckerei – und viele andere Projekte haben davon profitiert, 35 größere Vorhaben und 28 Klein-Projekte bislang. Eine ganze Reihe wäre nie verwirklicht worden ohne die Anschub-Finanzierung durch die Europäische Union.  

Das EU-Förderprogramm für den ländlichen Raum wird erst seit der Amtsübernahme von Landrat Peter Dreier genutzt. Nach dem Startschuss, den die öffentliche Hand geben muss, ging es rasch: Es bildete sich, wie von der EU ausdrücklich vorgesehen, ein Verein aus engagierten Bürgern, die Projekt-Ideen sammeln.

Die – diffizile und zeitraubende – Arbeit rund um die Mittel-Genehmigung leistet die LEADER-Managerin Karoline Bartha: Sie erfüllt diese Aufgabe professionell, hartnäckig und ungemein erfolgreich, wie das große Lob aus den Reihen von Maßnahmen-Trägern an allen drei Stationen der Rundfahrt erneut zu erkennen gab.

Öffentlichkeitsarbeit ist richtig Arbeit

Das Wissenszentrum „WasserWertSchätzen“ in Pfaffendorf (Stadt Rottenburg) ist ein 2,4-Millionen-Euro-Projekt des Wasserzweckverbands Rottenburger Gruppe – aber man war doch sehr froh über die rund 129000 Euro aus dem Brüsseler LEADER-Topf, wie Hans Weinzierl unterstrich, der Vorsitzende des Zweckverbands. Ein Besuch des Wissenszentrums ist ein Erlebnis für Menschen jeden Alters – wenn auch hauptsächlich Schulklassen hierherkommen.

Mit Modellen, großen interaktiven Schaubildern und mit Ausstellungsstücken wie Rohren, durch die das Thema dezentrale Wasserversorgung durch die öffentliche Hand buchstäblich begreifbar wird, führen die geballten Informationen den Besuchern die gar nicht zu überschätzende Bedeutung von Wasser vor Augen, dem Lebensmittel Nummer 1. Ohne Wasser gäbe es kein Leben auf dem Planeten und in Besuchern, die für so etwas einen Sinn haben, mag Dankbarkeit an den Schöpfer aufkeimen, der dieses Bayernland mit fruchtbaren Böden und ganz viel Wasser gesegnet hat.

Wie verschwenderisch, in jedem Fall gedankenlos der Mensch mit Wasser umgeht, wird einem durch interaktive Informations-Bildschirme vermittelt, die zum Beispiel zeigen, dass der Produktionsvorgang einer einzigen Jeanshose 11000 Liter Wasser verschlingt, dass in einem Kilo Weizen 1259 Liter stecken – und in 300 Gramm Rindersteak satte 4650 Liter Wasser. Weinzierl betonte die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit, die im übrigen ein echtes Stück Arbeit sei, wie er bekannte: Allein der Pflegeaufwand der Aktualisierung des Datenschatzes des Wissenszentrums erfordere „fast eine Halbtagskraft“.

Ergoldsbach: Ganz viel Bürger-Engagement

In Ergoldsbach trägt ein mit LEADER-Mitteln (33600 von 65000 Euro Gesamtkosten) geförderter Bewegungs-Parcours enorm zur Attraktivität des Naherholungsgebiets bei, das am Goldbach im Süden des Hauptorts der Marktgemeinde viele Bürger anzieht. Bürgermeister Ludwig Robold begleitete die Besucher, die besonders begeistert von der ungemein weichen Matte waren, die den gesamten Parcours bedeckt: Wer hier strauchelt, fällt weicher als auf jedem Waldboden.

Beim Rundgang hob Bürgermeister Robold mit Dankbarkeit das große, unbezahlbare Engagement von Gruppen ganz unterschiedlicher Ergoldsbacher Bürger hervor: Ohne „Kümmerer“, ohne aktive Bürger, von Senioren- Sportlern bis zum Museumsverein könnten so viele Dinge nicht vorangebracht werden oder würden schlicht verkümmern. Es sei ein Glück, dass Ergoldsbach Heimat so vieler engagierter Bürger sei.

Bier – und Kräuter aus der Apotheke Gottes

Um an Traditionen des Further Maristen-Klosters anzuknüpfen und das Wissen um die Kräuterkunde zu erhalten und sichtbar zu machen, hat die Gemeinde Furth nach den Worten der Geschäftsführerin der Verwaltungsgemeinschaft, Tanja Weinberger, einen öffentlich zugänglichen Schaukräutergarten angelegt. Natürlich unterstützt durch LEADER-Mittel.

Mit Mitteln der Gemeinde Furth und EU-Mitteln ist auch eine Schau-Brauerei (mit zwei kupferüberzogenen Sudkesseln) eingerichtet worden. Um die Tradition der Maristen nachhaltig aufrechtzuerhalten, hat Furth sich Partner aus der Wirtschaft geholt. Beim Bierbrauen, das in Furth allein unwirtschaftlich wäre, war dies die Hohenthanner Brauerei: Ihr Inhaber Johannes Rauchenecker schilderte der Besuchergruppe, mit welchen wertvollen Zutaten aus der Heimatregion das Further Kellerbier gebraut wird, das sich die Teilnehmer anschließend munden ließen im schmucken Klosterbräu-Stüberl.

Bild: Bürgermeister Robold mit LEADER-Mitgliedern auf dem Parcours im Naherholungsgebiet. 

(Landshuter Zeitung - Autor Elmar Stöttner)