Vertrauliche Geburt ein möglicher Ausweg - Vernetzungstreffen von Beratungsstellen

07. November 2022 : Schwanger? Und keiner darf es erfahren? Frauen in schwierigen, konfliktbehafteten Lebenssituationen sehen sich dadurch oft gezwungen, die Schwanger- und Mutterschaft geheim zu halten.

In ihrer Not sehen manche Betroffene nur den Ausweg, ihr Baby ohne medizinische Begleitung zu entbinden und in einer Babyklappe abzulegen oder anonym in einer Klinik das Kind auf die Welt zu bringen oder, im schlimmsten Falle, das Kind auszusetzen oder sogar zu töten. Um diesen Frauen einen Ausweg und Unterstützung zu bieten, gibt es seit 1. Mai 2014 die Möglichkeit der „vertraulichen Geburt“. Diese Form bietet den verzweifelten Müttern die Möglichkeit, das Kind sicher zu entbinden, gleichzeitig die eigene Anonymität zur wahren und dem Kind nach 16 Jahren die Möglichkeit zu geben, mehr über seine Herkunft zu erfahren. 

In der Region Landshut fanden seither nur wenige vertrauliche Geburten statt, sie gehört deshalb nicht zur „Alltagsroutine“: so fand ein Vernetzungstreffen der Fachkräfte für vertrauliche Geburt mit den anderen Akteuren, wie Geburtskliniken, Hebammen, Standesämtern, Jugendämtern, Adoptionsvermittlungsstellen und anderen Netzwerkpartnern statt. Ziel der Veranstaltung war die Vorstellung der neuen Fachkräfte für diesen Bereich, den Verfahrensablauf der vertraulichen Geburt zu wiederholen und die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu stärken.

Die Frau offenbart ihre Identität nur gegenüber einer, zur Verschwiegenheit verpflichteten Fachkraft für vertrauliche Geburt bei einer Schwangerschaftsberatungsstelle. Die Frau wählt dort ein Pseudonym. In allen anderen Einrichtungen z.B. Gynäkologen, Geburtsklinik, Hebamme und Behörden tritt sie nur mit diesem Pseudonym auf, ihre Identität bleibt somit verborgen. Die Kosten der Schwangerschaftsvorsorge und Geburt übernimmt das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA).

Nach der vertraulichen Geburt leitet die Schwangerschaftsberatungsstelle die personenbezogenen Daten der Mutter in einem versiegelten Umschlag an das BAFzA weiter.

Das Kind lebt nach der Geburt bei Adoptiveltern und hat, im Gegensatz zur anonymen Geburt, nach 16 Jahren die Möglichkeit zu erfahren, wer seine leibliche Mutter ist. Das Recht des Kindes, seine eigene Herkunft zu kennen ist ausgesprochen wichtig für die eigene Identitätsfindung und weitere Persönlichkeitsentwicklung.

Von Frühjahr 2014 bis Sommer 2022 fanden in Deutschland rund 1000 vertrauliche Geburten statt. Davon haben 71 Frauen ihre Anonymität aufgegeben, die Mutterschaft nachgewiesen, das Kind wieder bei sich aufgenommen oder zur regulären Adoption freigegeben. Die letzte Entscheidung zur Rückgabe des Kindes an die leibliche Mutter liegt beim zuständigen Familiengericht.

Eine weitere wichtige Unterstützung ist das Hilfetelefon „Schwangere in Not“, rund um die Uhr erreichbar unter Tel. 0800 4040020. Die Mitarbeiter beraten in verschiedenen Sprachen zur vertraulichen Geburt und anderen Schwangerschaftsfragen und nennt dann die zuständigen Ansprechpartner vor Ort. Weitere Infos sind auch online unter www.geburt-vertraulich.de verfügbar.

Fachkräfte für vertrauliche Geburt in der Region Landshut:

  • Katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen des Caritasverbandes Landshut
    Alexandra Einwang, Tel. 0871 805-120
  • Staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen Donum Vitae
    Inge Renner und Stefanie Bell, Tel. 0871 9746780
  • Staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, Landratsamt-Gesundheitsamt Landshut
    Gerda Krakofsky, Tel. 0871 4081702 und Doris Wiesböck, Tel. 0871 4081707

 (Carina Weinzierl, Pressesprecherin Landkreis Landshut)