Landkr​eis Landshut veröffentlicht Klimaschutzkonzept

11. Juli 2023 : Mit Weitblick in klimafreundliche Zukunft

„Wir sehen in der Energiewende eine große Chance für unsere Region. Unser Ziel ist eine bezahlbare und klimafreundliche Energieversorgung, die die Wertschöpfung vor Ort stärkt. Mit dem Klimaschutzkonzept gehen wir einen weiteren Schritt in eine klimaneutrale Zukunft“ erklärt Landrat Peter Dreier anlässlich des kürzlich veröffentlichten Klimaschutzkonzeptes des Landkreises Landshut. 

Die Herausforderungen für Gemeinden, die Bevölkerung und Industrie sind groß. Es gilt nicht weniger als zur Begrenzung des Temperaturanstiegs beizutragen und die Energiewende vor Ort erfolgreich zu gestalten. Laut André von Mensenkampff, Klimaschutzmanager am Landratsamt Landshut, ist dieses Konzept ein wichtiger Teil der langfristigen Strategie des Landkreises. „Wir handeln mit Weitblick und möchten die Energiewende so gestalten, dass sie eine große Chance für die Bürgerinnen und Bürger bietet.“ 

Als Entscheidungsgrundlage liefert das detailliert ausgearbeitete Konzept Antworten auf wichtige Fragen: Wo steht der Landkreis beim Klimaschutz und der Energiewende? Wo bestehen Potenziale bei den erneuerbaren Energien und was ist noch notwendig, um eine klimaneutrale Zukunft im Landkreis zu erreichen? 

In der Bestandsanalyse zu Beginn des Konzepts wird die Entwicklung und aktuelle Situation genau durchleuchtet. Bei der Energiewende im Strombereich befindet sich der Landkreis Landshut demnach auf einem guten Weg: „Schon jetzt entspricht bei uns die Menge an umweltfreundlich erzeugtem Strom rechnerisch fast das 1,5-fache des Verbrauchs“, erläutert Klimamanager von Mensenkampff. Im Vergleich zum bundesdeutschen Anteil von rund 45 Prozent wird deutlich, dass die „Stromwende“ im Landkreis bereits sehr weit fortgeschritten ist.

Einen maßgeblichen Anteil in unserer Sonnenregion daran haben die zahlreichen Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenlicht in Strom klimafreundlich umwandeln. Laut dem Konzept eignen sich vor allem Dachflächen hierfür, da die Flächen bereits versiegelt, die Anlagen mittlerweile sehr wirtschaftlich sind und der Strom zum Großteil direkt verbraucht werden kann. Auf den Dachflächen des neuen Landratsamtes beispielsweise soll daher so gut wie jeder Quadratmeter für PV-Anlagen genutzt werden. 

Die Wasserkraft- und Biomasseanlagen sind mit einem Anteil von 25 bzw. 29 Prozent eine wichtige Ergänzung für die sichere Versorgung mit Strom, wenn die Sonne nicht scheint. Windkraft führt in der Region Landshut mit einem Anteil von drei Prozent eher noch ein Nischendasein. 

Ein positives Signal ist, dass in der Region pro Person deutlich weniger Strom und Erdgas als im bayerischen oder deutschen Durchschnitt verbraucht wird. Dies liegt beim Erdgas besonders daran, dass im Vergleich zu anderen Regionen relativ wenige Gebäude an ein Erdgasnetz angeschlossen sind. In Zeiten von möglichen Gasmangellagen im Winter und der Abkehr von Gasimporten aus Russland ein entscheidender Vorteil. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist aber trotzdem noch groß, denn fast die Hälfte des Wärmeenergieverbrauchs wird durch Heizöl gedeckt. Ein hoher Anteil, der durch den Umstieg auf umweltfreundliche Heizungssysteme aber auch viel Einsparpotenzial von Energie und Treibhausgasen mit sich bringt. 

Der Wärmebereich beansprucht also mehr als die Hälfte aller CO2-Emissionen in der Region: Aber auch der Verkehr ist wegen des hohen Anteils an fossilen Energieträgern mit 44 Prozent ein großer Posten der Treibhausgas-Bilanz des Landkreises (siehe Abbildung). So waren im Jahr 2019 nur 610 der rund 180.000 gemeldeten Fahrzeuge in der Region Elektro-Autos. Dass in Zukunft aber noch viel mehr „Stromer“ auf den Straßen unterwegs sein werden, zeigen die Zahlen von den Jahren 2020 und 2021. Denn hier wurden bereits knapp 2.000 E-Fahrzeuge neu zugelassen. 

Mit der Analyse der Potenziale und der Entwicklung von verschiedenen Szenarien wurde im Klimakonzept der Blick Richtung Zukunft gerichtet. So wurde deutlich, welche Möglichkeiten im Landkreis für den Ausbau der erneuerbaren Energien existieren und welcher Pfad für einen klimaneutralen Landkreis wegweisend ist. 

Auf Basis der Zahlen und Daten wurden 41 ambitionierte Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen entwickelt. Denn die schrittweise Umsetzung in der Praxis ist am Ende das, was Klimaschutz und Energiewende voranbringen.  Mithilfe einer breit angelegten Umfrage und verschiedenen Workshops wurde die Bevölkerung intensiv in diesem Prozess integriert. „Wir schaffen das nur mit vereinten Kräften. Deswegen nehmen wir unsere Bürgerinnen und Bürger bei der gemeinsamen Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen mit“, so von Mensenkampff. Durch den Beteiligungsprozess und den Maßnahmenkatalog wurde aus einem theoretischen Konzept eine umfassende Strategie für die Praxis mit ganz konkreten Maßnahmen. 

Dass der Landkreis Landshut seinen Beitrag für den Klimaschutz als gutes Beispiel immer weiter ausbaut, sieht man bereits an dem fortgeschrittenen Bau des Groß-Elektrolyseurs in der Gemeinde Pfeffenhausen. Ab Februar 2024 sollen dort pro Jahr 440 Tonnen und nach dem Ausbau auf die Maximalkapazität bis zu 1 000 Tonnen grüner Wasserstoff für Busse und viele weitere Abnehmer in Bayern erzeugt werden. Die Produktion lässt sich außerdem flexibel an die Netzkapazitäten anpassen. So werden die Netze entlastet und eine Abschaltung von PV-Anlagen und Windrädern vermieden. Eben Energiewende mit Weitblick. 

Integriertes Klimaschutzkonzept des Landkreises

Treibhausgas-Bilanz im Landkreis Landshut für das Jahr 2019 auf der Grundlage des lokalen Strommix in CO2-Tonnen und Prozent

Abbildung 1: Treibhausgas-Bilanz im Landkreis Landshut für das Jahr 2019 auf der Grundlage des lokalen Strommix in CO2-Tonnen und Prozent

Aufteilung des Wärmeenergieverbrauchs im Landkreis Landshut im Jahr 2019 in GWh und Prozent. Der Anteil der Erneuerba-ren liegt mit rund 20 % etwas höher als der Bundes-Durchschnitt mit 15 %.

Abbildung 2: Aufteilung des Wärmeenergieverbrauchs im Landkreis Landshut im Jahr 2019 in GWh und Prozent. Der Anteil der Erneuerbaren liegt mit rund 20 % etwas höher als der Bundes-Durchschnitt mit 15 %.